Vorträge & Gespräche

Günther W. Riehl: Zur Soziologie der Bäume – Warum Natur neu gedacht werden muss
Donnerstag, 30. April 2015

“Wir lernen Alphabete und wissen nicht, wie man Bäume liest!” Erri de Luca, der solches sagt – Italiens derzeit populärster Schriftsteller -, er liest Bäume. Eichen z.B. als “Romane”, Pinien als “Grammatiken”, Rebstöcke wiederum als “Psalmen”. “Tannen” entziffert er als “Verteidigungsplädoyers”, “Zypressen” gelten ihm als “Anklagen”. “Der Rosmarin ist ein Lied, der Lorbeer eine Prophezeiung.” Was einfallsreiche Schreiber wie de Luca in ihrem Überschwang immer schon erdichtet haben mögen, erfährt neuerdings unerwarteten Beistand von wissenschaftlicher Seite her. Tatsächlich gelingt es im Experiment zunehmend, Pflanzen zu lesen und bei ihren Unterredungen zu belauschen. Und da zeigt sich: Diese verfügen über eine umfängliche Signalsprache, in der sie untereinander tuscheln, schwätzen und palavern, und das in einem Ausmaß, wie es bis vor kurzem noch undenkbar erschien. Die Beweise jedenfalls sind erdrückend, die Hinweise derart zahlreich, die Beispiele so fantastisch, dass ein neuerlicher Blick auf die Pflanzenwelt unvermeidlich geworden ist. Ein historischer Wendepunkt scheint erreicht. Pflanzen, so lautet der aktuelle Befund, dürfen nicht länger als bloße Objekte angesehen werden, als patentierbare Handelsware, als gen-gesteuerte Bio-Automaten. Vielmehr entpuppen sie sich als sensible und nicht minder intelligente Gesellschaftswesen. Sie erweisen sich als fähig zu individuellem Ausdruck, zu sozialem Verhalten, ja sogar zu kooperativen Handlungen. Nur noch soziologisch sind sie daher angemessen beschreibbar. Insbesondere gilt das für die größten unter ihnen, die Bäume. Einen ersten Einblick in dieses unbekannte Paralleluniversum gibt Günther W. Riehl in seinem Vortrag im FRAGMENTE. Auf die Besucher warten beeindruckende Bilder. Mit Überraschungen und umwerfend neuen Erkenntnissen ist zu rechnen!

 

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