Vorträge & Gespräche

Einführung in das Denken Ivan Illichs
Montag, April bis November 2017

Hier finden Sie das Material zur Veranstaltung zum Download.

Einladungstext von Marianne Gronemeyer:
Im Laufe diesen Jahres und hoffentlich darüber hinaus möchte ich zu einer Reihe von Veranstaltungen im Fragmente-Laden einladen (dabei fällt mir auf, dass der Laden und das Laden – im Sinne von Einladen sich des gleichen Wortes bedienen; wie schön! wenn sie auch etymologisch nicht zusammengehören; schade! ) Es soll dabei um eine Einführung in das Leben, das Denken und das Handeln von Ivan Illich gehen. Wir genießen inzwischen das unglaubliche Privileg, auf Tausende von Seiten Text aus seinem Schreibstift (Blei oder Filzstift), seiner kleinen Reiseschreibmaschine und später seinem Computer zugreifen zu können. Denn die stehen oder liegen im “Laden” in Wiesbaden. Obwohl ich Ivan Illich 27 Jahre lang gekannt und inzwischen durch die Archivarbeit doch einiges von ihm gelesen habe und obwohl ich im eigenen Schreiben versucht habe, mit ihm im Dialog zu sein, traue ich mich kaum,  ü b e r ihn zu sprechen, ihn zu interpretieren und zu kommentieren. Denn je mehr ich ihn lese, desto genauer werde ich inne, wieviel gelehrtes Hinterland sich hinter jedem seiner Sätze auftut oder verbirgt. Aber keine Sorge, einen Zugang zu ihm findet man allemal, denn er wendet sich mit seinem Nachdenken an die Erfahrungen und den “gesunden Menschenverstand” vernünftiger Leute. Er argumentiert mit Geschichten, Begegnungen und Erlebnissen und sucht Erhellendes in ganz konkreten Begebenheiten. Das Konkrete ist das Wunder der Wirklichkeit, nach dem sich alle Theorie zu richten hat.

Wir werden kurze Texte von Illich zu dem Thema des jeweiligen Treffens lesen, Illich also selbst sprechen lassen. Gelegentlich werden wir sehen, wie sich seine Haltung zu einem Gegenstand im Laufe seines Lebens verändert hat, und trotzdem erstaunt sein, wie brandaktuell seine Pamphlete der frühen siebziger Jahre sind. Wir werden uns auch mit seiner Biographie beschäftigen, einer Lebensgeschichte, vor deren Fülle man ungläubig steht. Und wir werden das Gelesene und Gehörte diskutieren. Und dabei werden wir uns in unseren Denkgewohnheiten durcheinanderschütteln lassen. Kafka sagt, man solle seine Zeit nicht an Bücher verschwenden, die nicht wie ein Eispickel über uns kommen und zertrümmern, was in unserem Schädel festgefroren ist. Illich ist ein Meister darin, liebgewordenen Denkgewohnheiten die Legitimität zu entziehen.

Am 24. April werden wir uns mit dem Buch beschäftigen, mit dem Illich 1971 (englische Originalausgabe) weltweit Aufsehen erregte und leidenschaftliche Diskussionen auslöste: “Die Entschulung der Gesellschaft” (Deschooling Society). Von der Schule verstehn wir alle ziemlich viel, denn wir haben sie alle erlebt und – das wage ich zu behaupten – erlitten.

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