Einführung in das Denken Ivan Illichs | Teil IX
Montag, 21. Januar 2019
Ihr Lieben,
da mich eine Erkältung ziemlich fest im Griff hatte und ich nicht sicher war, ob ich mich bis zum 21. Januar berappeln würde, kommt die Einladung zu dem von uns im Dezember in Aussicht genommenen Termin sehr spät. Ich hoffe, Ihr kommt trotzdem. Das Thema, mit dem wir letztes Mal begonnen haben, nämlich: “Freundschaft und Gastfreundschaft” werden wir fortsetzen.
‚Freundschaft’ war Ivan Illichs Dreh- und Angelpunkt in seinen letzten Lebensjahren. In ihrem Licht hat er alle Fragen, die ihn umtrieben und mit Entsetzen erfüllten, betrachtet; aber nicht, um für einen Rückzug ins Private zu plädieren – er war sich allzu bewusst, dass es die Privatheit ebenso wie die Öffentlichkeit längst nicht mehr gibt, – sondern weil er glaubte, dass Freundschaft die einzige Möglichkeit sei, mitten in Absurdistan den Verstand nicht zu verlieren und das Andere der absurden Realität erleben und erleiden zu können. Vielleicht kann man sogar sagen, dass Freundschaft und Befreundung heute die verbliebenen möglichen Gesten des Widerstehens sind.
Auf bald also und herzlich,
Eure Marianne