Askese und Freundschaft im Zeitalter der Artefakte
Samstag, 02. Juli | 16 bis 20 Uhr
Bei dem Wort Askese denken viele an bitteren Verzicht und strenge Enthaltsamkeit: Verzicht auf Chips, Cola und Alkohol oder auch Gesundheitsoptimierung und Sport. In Anbetracht aktueller Krisen ist der Verzicht zum politisch-pädagogischen Programm geworden: Cardio-Sports für den Erhalt des Gesundheitssystems, Frieren für den Frieden, Veganismus zur Errettung des Planeten.
Ivan Illich, der Autor von »Gesundheit in eigener Verantwortung: Danke nein!« und von »Entschulung der Gesellschaft«, verknüpft in einem Vortrag von 1996 Askese mit Freundschaft und Technikkritik. Denn durch das Aufkommen neuartiger ›Dinge‹, neuartiger Technologien und Konzepte, die es uns immer schwerer oder gar unmöglich machen, uns diesen zu entziehen oder sie wegzulegen, sieht er unser Können bedroht, mit anderen befreundet zu sein. Als Ausweg plädiert für eine disziplinierte aber heitere, nachdenkliche und tätige Technologiekritik, aus der er eine zeitgenössische Form der Askese erwachsen sieht, die von der Suche nach Freundschaft geleitet ist.
Wir möchten Euch und Sie einladen, gemeinsam mit uns über diesen Vortrag Ivan Illichs ins Gespräch zu kommen. Ist Freundschaft tatsächlich bedroht? Wie genau hängen Freundschaft, Askese und Technikkritik miteinander zusammen? Was verstehen wir unter einer von Freundschaft geleiteten Askese, wenn der Eigensinn des Freundes – sein Misstrauen gegenüber der Medizin, seine Essgewohnheiten oder sein digitaler Analphabetismus – zunehmend als Bedrohung von Systemerfordernissen wahrgenommen wird?
Zu unserer Unterstützung haben wir Fabio Milana, Andrea Sedini und Franz Tutzer aus Italien ins Fragmente nach Wiesbaden eingeladen. Alle drei sind exzellente Kenner des Werkes von Ivan Illich und haben sich auch mit diesem Vortrag intensiv auseinandergesetzt. Sie werden eine Einführung zu Ivan Illichs Vortrag „Philosophy … Askesis … Friendship“ geben und diesen kommentieren. Wir freuen uns darauf, mit Euch und Ihnen ins Gespräch zu kommen.
Für Getränke und Essen zur Stärkung wird gesorgt.
Anmeldung: Wir bitten um Anmeldungen per Email an: kirsten-vogeler@posteo.de
Wer möchte kann sich gerne vorher schon einen Eindruck von dem Text machen: http://165.227.129.232/convivialbib/files/illich-1996_philo_arti_friends.PDF
Einführung und Gespräch werden hauptsächlich in englischer Sprache stattfinden (es kann aber auch gerne auf Deutsch gefragt werden).
Es freuen sich auf Euch
Kirsten Vogeler sowie
Jonas Metzger und Hans Friedrich Vogt
Das Symposium wird veranstaltet im Rahmen des Forschungsprojektes „Convivial – Praxis oder Programm“
an der Justus-Liebig-Universität Gießen, finanziert durch die Stiftung Convivial

